07. November 2019
Ölheizungen könnten künftig klimaschonender werden
„Grünes“ Heizöl ist möglich – und damit auch ein klimaschonenderer Betrieb von Ölheizungen. Dies war die zentrale Aussage von Dr. Hajo Hoffmann von der TEC4FUELS GmbH bei seinem Vortrag am 26. September 2019 vor rund 100 Mineralölhändlern in Brüssel. Auf Einladung des belgischen Verbandes Informazout stellte er dort die aktuellen Feldtestaktivitäten mit biogenen und synthetischen Brennstoffen vor, die ein Treibhausgaseinsparpotenzial von mindestens 70 % gegenüber konventionellem Heizöl haben. Rohstoffe für die Herstellung von biobasierten Brennstoffen der 2. Generation sind Rest- und Abfallstoffe aus der Forst- und Landwirtschaft, die nicht für die Nahrungsmittelproduktion geeignet sind und deren Nutzung auch nicht zu noch zu Landnutzungsänderungen führt. Bei der Herstellung von synthetischen Brennstoffen hingegen, sogenannten „E-Fuels“, wird erneuerbarer Strom aus Wind- und Sonnenenergie eingesetzt, um im ersten Schritt mittels Elektrolyse Wasserstoff herzustellen. In einem zweiten Schritt wird der Wasserstoff mit CO2 aus Biomasseresten, Abfällen oder aus der Luft zu einem flüssigen Brennstoff synthetisiert.
Der Einsatz von „grünem“ Heizöl wird noch etwas auf sich warten lassen, aber nicht mehr allzu lang. Die meisten Herstellungsverfahren sind im Labormaßstab oder kleinen Pilotprojekten erprobt, aber die Verfahren und Technologien für ihre großtechnische Produktion sind größtenteils noch Gegenstand der Forschung. Zumindest in Deutschland wird intensiv daran geforscht, wie Hajo Hoffman an verschiedenen aktuellen Forschungsprojekten demonstrierte. TEC4FUELS und ihre Tochtergesellschaft OWI Oel-Waerme-Institut gGmbH sind selbst an mehreren Forschungsprojekten beteiligt, die sich mit Fragen der Herstellung und Anwendung klimaschonender Brenn- und Kraftstoffe beschäftigen.
Klimaschonende Brennstoffe heute schon in geringen Mengen verfügbar
Einige treibhausgasreduzierte Brennstoffe sind jedoch schon heute verfügbar, wenn auch in geringen Mengen und daher noch zu vergleichsweise hohen Preisen. Sie werden etwa für Feldtests eingesetzt um zu untersuchen, wie der Einsatz von treibhausgasarmem Heizöl in der Praxis funktionieren kann. Ein Beispiel dafür ist ein aktuell laufender Feldtest des Instituts für Wärme und Oeltechnik in Deutschland. In den Heizungsanlagen von 8 bis 11 Einfamilienhäusern wird seit 2017 ein im Vergleich zu herkömmlichem Heizöl um rund 80 % CO2-reduzierter Brennstoff auf Basis von Altspeisefetten eingesetzt. Der alternative und der konventionelle Brennstoff sind gut miteinander mischbar. Das ist in einer Übergangszeit wichtig, solange alternativen Brennstoffe noch nicht in den erforderlichen Mengen verfügbar sind. Über die bisherige Versuchslaufzeit traten bislang keine Auffälligkeiten oder Störungen an den Heizungsanlagen auf.
„Wir gehen davon aus, dass nennenswerte Mengen alternativer klimaschonender Brennstoffe in den nächsten 5 bis 10 Jahren auf den Markt kommen werden. Mit den steigenden Mengen werden ist zu erwarten, dass die Preise sich auf einem wettbewerbsfähigen Niveau einpendeln werden“, resümiert Hajo Hoffmann.