06. Februar 2019 –
Skandal, Fahrverbote, Klimawandel – der Diesel hat es momentan nicht leicht. Hat der Kraftstoff überhaupt noch eine Perspektive? Im Technologietransferzentrum Automotive der Hochschule Coburg wird an einer umweltfreundlichen Alternative gearbeitet.
Jeden Tag entsteht in Deutschlands Imbissbuden ein wichtiger Rohstoff für den Kraftstoff Diesel R33. Denn das von Pommes und Co. hinterlassene Altspeisefett dient als Basis für den Biodiesel. „Sieben Prozent Biodiesel aus Altspeisefett sind im fertigen Kraftstoff, dazu kommen 26 Prozent hydriertes Pflanzenöl“, erklärt Dr. Olaf Schröder, kommissarischer Leiter des Ressorts für Analytische Chemie und Kraftstoffforschung am Technologietransferzentrum Automotive der Hochschule Coburg (TAC), wo Diesel R33 entwickelt wurde.
Anja Singer, die gemeinsam mit Schröder das Ressort für Analytische Chemie und Kraftstoffforschung kommissarisch leitet, berichtet: „In allen Forschungsprojekten, die wir am TAC bearbeiten, ist Diesel R33 in irgendeiner Form als Vergleichskraftstoff dabei und wird weiterentwickelt.“ Zum Beispiel im Projekt „Real Driving Emissions“. Darin werden die Abgaswerte einer mit Diesel R33 betankten Fahrzeugflotte unter realen Bedingungen auf der Straße untersucht. Aktuell konnte die CO2-Bilanz so um 25 Prozent verbessert werden. Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit Plug-In-Hybriden und der Frage: Was passiert mit dem Kraftstoff, wenn er ein halbes Jahr ungenutzt im Tank verbleibt, weil das Fahrzeug elektrisch betrieben wurde? Auch dabei wird Diesel R33 getestet.
Die Hochschule Coburg hat bei der Entwicklung von Diesel R33 mit über 20 Projektpartnern zusammengearbeitet. Darunter ist auch Volkswagen. In Wolfsburg wird der Kraftstoff unter dem Namen „R33 BlueDiesel“ weiter erforscht. An mehreren internen Tankstellen des Automobilherstellers können Mitarbeiter ihre Firmenfahrzeuge mit R33 BlueDiesel betanken. „Auch einige unserer Großkunden verwenden den Kraftstoff. Und es laufen Gespräche, um ihn an öffentlichen Tankstellen verfügbar zu machen. Außerdem beteiligen wir uns an der Forschung und Entwicklung der regenerativen Anteile. Interessant sind auch bislang noch unerschlossene Quellen, wie Haushaltsmüll oder Klärschlamm“, sagt Prof. Dr. Thomas Garbe, Unterabteilungsleiter für Otto- und Dieselkraftstoffe bei Volkswagen und Honorarprofessor an der Hochschule Coburg.
Aber hat der Kraftstoff Diesel angesichts der aktuellen Entwicklungen überhaupt noch eine Zukunft? Ganz klar ja, meint Dr. Olaf Schröder. „Für alle, die mit schweren Fahrzeugen große Strecken zurücklegen müssen und auch für Menschen, die im Außendienst arbeiten und am Tag mehrere hundert Kilometer fahren, bleibt ein Dieselfahrzeug die beste Option.“
Deshalb lohne sich die weitere Forschung am Diesel R33 allemal. „Das Projekt ist definitiv ein Erfolg. Wir konnten einen Kraftstoff mit hohem regenerativen Anteil entwickeln. Und letztendlich wird er, wenn auch nicht regional hier in Coburg, in Deutschland eingesetzt und trägt zu einer besseren CO2-Bilanz bei“, stellt Dr. Olaf Schröder fest. Das klimaschonende Potential des Kraftstoffs geht dabei sogar über den Einsatz für Fahrzeuge hinaus.
Denn Diesel wird nicht nur zum Tanken von Fahrzeugen eingesetzt, sondern auch als Heizöl. TEC4FUELS, ein Dienstleister, der Forschung im Bereich der Brenn-, Kraft-, Treib- und Schmierstoffe betreibt, hat Diesel R33 in einem eigenen Projekt untersucht. Ziel war herauszufinden, ob der Kraftstoff in seiner Zusammensetzung auch auf dem Heizölmarkt genutzt werden kann. „Auch für den Wärmemarkt ist R33 eine Option“, bestätigt Dr. Klaus Lucka, Geschäftsführer der TEC4FUELS GmbH. „Mit dem Kraftstoffgemisch können ebenso Ölheizungen betrieben werden, um schnell eine Treibhausgasminderung im Raumwärmemarkt zu erreichen.“